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Hans Bischoffshausen: Gebetstafel mit Schuber
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Hans Bischoffshausen: Gebetstafel mit Schuber
Hans Bischoffshausen
Gebetstafel mit Schuber
1961
Öl, Dispersion, Spachtelmasse reliefiert auf Hartfaser, Gebetstafel mit Körner oder Reis gefüllt; in Original Naturleinentasche
28 x 13 cm
Signiert: Bischoffshausen
direkt vom Künstler erworben;
seither österreichischer Privatbesitz
Bei den "Gebetstafeln" handelt es sich um eine Serie von Bildobjekten, die 1961 in Paris entstand. Sie bestehen aus rechteckigen, hölzernen Behältern, die an einer Seite offen sind, vergleichbar Buchschubern, denen man ein "Register" entnehmen kann. Dieses Register ist selbst wiederum ein hölzernes, diesmal jedoch komplett geschlossenes Behältnis, in dessen Hohlraum Getreidekörner gefüllt sind. Zieht man die innere Gebetstafel aus ihrem Schuber, geraten die eingeschlossenen Körner in Bewegung und erzeugen dadurch ein rauschendes, rieselndes Geräusch.
Aus einem Brief an die befreundete Familie Hildebrand ist gewissermaßen eine "Gebrauchsanleitung" Bischoffshausens für seine Gebetstafeln erhalten geblieben:
"Ich beginne nun eine seit Jahren gehegte Idee zu realisieren: Kleine doppelseitige Bilder ohne Rahmen nenne ich sie, weil noch keinen besseren Namen gefunden, "Gebetstafeln", die nicht aufgehängt (…) werden sollen. (…) Wenn man will geht man hin (…), nimmt die Dinger in die Hand, berührt sie, schaut sie sich von allen Seiten an und stellt sie wieder zurück (…). So begegne ich der fatalen Ansicht, dass Bilder nur Wandschmuck sind. Bilder sollen ja Dinge sein, mit denen man gerne lebt; ob man sie nun aufhängen kann oder nicht."
Aus dem Brief ist zu schließen, dass die Idee, das Innere mit Körnern zu befüllen, erst im Laufe der weiteren Entwicklung hinzugekommen ist. Bischoffshausen verstand seine Gebetstafeln als Objekte, die man benützen soll. Ihre Bezeichnung verortet sie im kultischen Bereich, und tatsächlich sollten die Tafeln ihren Benützer:innen zu einem Zustand des Gewahrseins und der meditativen Versenkung verhelfen. Dies soll durch das Ansprechen mehrerer Sinne gelingen: den Tastsinn durch das Befühlen der Tafeln und ihrer erhabenen Applikationen, den Hörsinn durch das sanfte Rieseln der Körner im Inneren und den Sehsinn durch die optische Gestaltung. Bischoffshausen versah die Oberflächen der Gebetstafeln bewusst mit einer Patina, die den Eindruck eines viel benützten Gebrauchsobjekts bzw. Kultgegenstands erweckt, um die Aura des unberührbaren Kunstobjekts zu brechen. Bei der vorliegenden Gebetstafel ist auch besonders die originale Leinentasche zu erwähnen, die vom Künstler mitgeliefert wurde. Auch sie unterstreicht den Charakter des Gebrauchsgegenstandes, den man – geschützt durch die Stoffhülle – praktisch von einem Ort zum anderen mitnehmen konnte.
(Clara Kaufmann)
Hans Bischoffshausen
Gebetstafel
1961
oil, dispersion, plaster in relief on hard fibre, prayer tablet filled with grains or rice; in original linen bag
28 x 13 cm
signed: Bischoffshausen
acquired directly from the artist;
since then, private property, Austria
Gebetstafel mit Schuber
1961
Öl, Dispersion, Spachtelmasse reliefiert auf Hartfaser, Gebetstafel mit Körner oder Reis gefüllt; in Original Naturleinentasche
28 x 13 cm
Signiert: Bischoffshausen
direkt vom Künstler erworben;
seither österreichischer Privatbesitz
Bei den "Gebetstafeln" handelt es sich um eine Serie von Bildobjekten, die 1961 in Paris entstand. Sie bestehen aus rechteckigen, hölzernen Behältern, die an einer Seite offen sind, vergleichbar Buchschubern, denen man ein "Register" entnehmen kann. Dieses Register ist selbst wiederum ein hölzernes, diesmal jedoch komplett geschlossenes Behältnis, in dessen Hohlraum Getreidekörner gefüllt sind. Zieht man die innere Gebetstafel aus ihrem Schuber, geraten die eingeschlossenen Körner in Bewegung und erzeugen dadurch ein rauschendes, rieselndes Geräusch.
Aus einem Brief an die befreundete Familie Hildebrand ist gewissermaßen eine "Gebrauchsanleitung" Bischoffshausens für seine Gebetstafeln erhalten geblieben:
"Ich beginne nun eine seit Jahren gehegte Idee zu realisieren: Kleine doppelseitige Bilder ohne Rahmen nenne ich sie, weil noch keinen besseren Namen gefunden, "Gebetstafeln", die nicht aufgehängt (…) werden sollen. (…) Wenn man will geht man hin (…), nimmt die Dinger in die Hand, berührt sie, schaut sie sich von allen Seiten an und stellt sie wieder zurück (…). So begegne ich der fatalen Ansicht, dass Bilder nur Wandschmuck sind. Bilder sollen ja Dinge sein, mit denen man gerne lebt; ob man sie nun aufhängen kann oder nicht."
Aus dem Brief ist zu schließen, dass die Idee, das Innere mit Körnern zu befüllen, erst im Laufe der weiteren Entwicklung hinzugekommen ist. Bischoffshausen verstand seine Gebetstafeln als Objekte, die man benützen soll. Ihre Bezeichnung verortet sie im kultischen Bereich, und tatsächlich sollten die Tafeln ihren Benützer:innen zu einem Zustand des Gewahrseins und der meditativen Versenkung verhelfen. Dies soll durch das Ansprechen mehrerer Sinne gelingen: den Tastsinn durch das Befühlen der Tafeln und ihrer erhabenen Applikationen, den Hörsinn durch das sanfte Rieseln der Körner im Inneren und den Sehsinn durch die optische Gestaltung. Bischoffshausen versah die Oberflächen der Gebetstafeln bewusst mit einer Patina, die den Eindruck eines viel benützten Gebrauchsobjekts bzw. Kultgegenstands erweckt, um die Aura des unberührbaren Kunstobjekts zu brechen. Bei der vorliegenden Gebetstafel ist auch besonders die originale Leinentasche zu erwähnen, die vom Künstler mitgeliefert wurde. Auch sie unterstreicht den Charakter des Gebrauchsgegenstandes, den man – geschützt durch die Stoffhülle – praktisch von einem Ort zum anderen mitnehmen konnte.
(Clara Kaufmann)
Gebetstafel
1961
oil, dispersion, plaster in relief on hard fibre, prayer tablet filled with grains or rice; in original linen bag
28 x 13 cm
signed: Bischoffshausen
acquired directly from the artist;
since then, private property, Austria